Banater �Dorfchronik� und �Siebenb�rgische Impressionen�


Am 10. November lud die Deutsch-Rum�nische Gesellschaft Berlin ins Rum�nische Kulturinstitut �Titu Maiorescu� zu einem Jour-Fix ein. Ehrengast des Abends war Johann Lippet, Gr�ndungsmitglied der �Aktionsgruppe Banat�. Johann Lippet stellte dem Berliner Publikum sein in diesem Jahr erschienenes Buch �Dorfchronik. Ein Roman� vor.

Wer sich f�r das Banat und f�r Siebenb�rgen interessiert, kam in diesem Herbst in Berlin voll auf seine Kosten. Im Rahmen der Ausstellung �Der kalte Schmuck des Lebens�, die vom 17. September bis zum 17. November zu Ehren der Nobelpreistr�gerin f�r Literatur 2009, Herta M�ller, stattfand, organisierte das Literaturhaus Berlin eine Reihe von Vortr�gen, Filmvorf�hrungen und Podiumsdiskussionen, die dem Banat und Siebenb�rgen gewidmet waren. Eine Vielzahl von Veranstaltungen setzte sich zum Ziel, diesen bisher weitgehend unbekannten Landstrich und seine Bewohner der breiten �ffentlichkeit n�herzubringen. Das Schicksal der Rum�niendeutschen wurde ebenso thematisiert wie das totalit�re System im kommunistischen Rum�nien. Helmuth Frauendorfers Filmpremiere �An den Rand geschrieben� r�ckte die �Aktionsgruppe Banat� in den Mittelpunkt des Geschehens.


Die �Dorfchronik� erz�hlt anhand von 179 Geschichten, die miteinander verwoben sind und aufeinander verweisen, die Geschichte des Dorfes Wiseschdia, eines der kleinsten im Banat, seit jeher ohne Bahn- und Busanbindung. Der Chronist und Ich-Erz�hler l�sst den Dorfalltag in Verbindung mit Familiengeschichten Revue passieren, denen Ereignisse aus der Kriegszeit, der unmittelbaren Nachkriegszeit und der damaligen Gegenwart zugrunde liegen. Wie sind diese Geschichten zu erz�hlen? Und ist das in Form eines herk�mmlichen Romans �berhaupt m�glich? Diese Fragestellungen flie�en als �berlegungen in den Roman mit ein.

Nach der halbst�ndigen Lesung, in der wir �ber das Vorhaben des Ich-Erz�hlers erfahren, die Dorfschule vor dem Zerfall zu retten, weil diese nach der Auswanderung der Deutschen dem Verfall �berlassen worden war, aber auch �ber die Deportation der Banater Bev�lkerung � unabh�ngig von der ethnischen Herkunft � in den Baragan und die der Rum�niendeutschen in die Sowjetunion unterrichtet werden, erfahren wir aus dem anschlie�enden Gespr�ch, dass die Schule in Wiseschdia heute eine Musterschule ist. Gekonnt f�hrte die Journalistin Marianne Theil durch den Abend. Durch geschickt gestellte Fragen gelang es ihr, dem Autor die Antworten gezielt zu entlocken und somit selbst dem uneingeweihten Besucher das Dorfgeschehen n�herzubringen und verst�ndlich zu machen. Ein Roman ist die �Dorfchronik�, wie im Titel angek�ndigt, beileibe nicht. Johann Lippet entpuppt sich als Chronist und schreibt eine Dokumentation seines Heimatdorfes Wiseschdia. Wiseschdia steht stellvertretend f�r das Banater Dorf schlechthin. Die Geschehnisse k�nnten sich so oder so �hnlich in jedem anderen Banater Dorf abgespielt haben, die Personen sind austauschbar, die Ereignisse jedoch bleiben die gleichen.

Wie gro� das Interesse an den Werken von Johann Lippet ist, kam durch das zahlreiche und bunt gemischte Publikum zum Ausdruck. Berliner, Banater und Siebenb�rger waren gleicherma�en an der Buchpr�sentation interessiert. Bis zum letzten Platz war der Vortragsraum im Rum�nischen Kulturinstitut besetzt. Aber nicht nur in Deutschland besteht gro�es Interesse an Johann Lippets literarischem Schaffen, auch in Rum�nien sind seine Werke nach wie vor beliebt. Wie sonst lie�e es sich erkl�ren, dass ausgerechnet f�r das Rum�nische Fernsehen eine zehnmin�tige Dokumentation �ber die Veranstaltung gedreht wurde?

Im Anschluss an die Lesung fand die Vernissage �Siebenb�rgische Impressionen� mit Grafiken von Karin Maria Braun statt. Wie wir von Gudrun Spaan, die die Ausstellung er�ffnete, erfahren, wurden die ausgestellten Werke 2010 in Berlin geschaffen. 25 Grafiken (40 x 50 cm) zum Thema Siebenb�rgen � sowohl typisch S�chsisches als auch Rum�nisches aus Gebieten von der Maramures bis Hermannstadt � f�llen den Ausstellungsraum. Die Grafiken von Karin Maria Braun stellen Menschen, Tiere, Trachten, Kirchenburgen dar. Sie sind expressionistisch und erinnern an Holzschnitte, die in Tempera ausgef�hrt worden sind. Das Besondere daran ist der Kontrast zwischen Schwarz und Wei� und das Fehlen von Graut�nen. Die Formen bestechen durch ihre Klarheit und sind Ausdruck hoher Professionalit�t. Karin Maria Braun wurde 1938 in Sibiu/Hermannstadt geboren und lebt seit 2003 in Berlin. In Hermannnstadt besuchte sie das Gymnasium und danach die Kunsthochschule �Timotei Popovici�. Danach arbeitete sie als Grafikerin und freischaffende K�nstlerin. 1995 emigrierte sie nach Deutschland, wo sie zuerst in Freiburg lebte. Zu ihrem Werk geh�ren auch Aquarelle und M�belmalerei. Die Bildende K�nstlerin Karin Maria Braun wurde 1983 und 1986 mit dem rum�nischen Landespreis f�r Grafik ausgezeichnet.

Elisabeth Packi

Banater Post, 10. Dezember 2010



Johann Lippet

Dorfchronik, ein Roman

(EPIK- Sammlung)

789 Seiten

ISBN: 978-3-937139-99-9

Preis: 25,90 Euro

Pop Verlag
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