Normsetzung und Normverletzung


Allt�gliche Lebenswelten im K�nigreich Ungarn
vom 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts



Jahrestagung des Instituts f�r donauschw�bische Geschichte und Landeskunde, T�bingen 2011

1. Vorbemerkung und Problemstellung

Im Fokus der Tagung steht die Gesellschaft der deutschen Ansiedler innerhalb des Mosaiks ethnokonfessioneller Lebenswelten in ihren regionalen Auspr�gungen und Verflechtungen. Bezugsrahmen ist der Wandel einer St�ndegesellschaft traditionellen Zuschnitts hin zu den Anf�ngen einer b�rgerlichen Gesellschaft. Der zeitliche Rahmen wird markiert durch die deutsche Ansiedlung im 18. Jahrhundert bis zur Z�sur durch die Revolution in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Innerhalb des gesetzten Zeitrahmens ist ein f�r die fr�he Neuzeit charakteristischer Prozess der Verrechtlichung und somit der �ffentlich-jurisdiktionellen Normsetzung zu beobachten.

Eine erste Bestandsaufnahme macht erhebliche Forschungsdefizite in Bezug auf allt�gliche regionale Lebenswelten der deutschen Ansiedler im K�nigreich Ungarn offenkundig. Zudem zeigt sich eine Dichotomie bisheriger Forschung: Im Mittelpunkt standen die �spektakul�ren� Jahrhunderte der (Zwangs)Migrationen, das 18. und das 20. Jahrhundert, die Zeit der Ansiedlungen oder der Aussiedlungen und Vertreibungen, ohne auch hier Forschungsdefizite verleugnen zu wollen. Hinter den Ereignissen in jenen �lauten� Jahrhunderten treten die �leisen� Akkulturations-, Adaptierungs-, Innovations-, Konsolidierungsprozesse und Binnenkolonisationsprozesse in den Sozialisationsr�umen in den Hintergrund. Doch erst diese Prozesse formten die ethnokonfessionelle Struktur des K�nigreichs mit ihren vielf�ltigen Lebenswelten und ihren soziokulturellen Spezifika. Eine zentrale Ursache liegt an schwerer zug�nglichen Quellen, an der Betonung ereignisgeschichtlicher Vorg�nge, am Mangel an methodischen Konzeptionen f�r diese Thematik, aber auch an der etablierten Staatszentriertheit der Erforschung von Migrationsvorg�ngen. Doch ein Zugang zu alltagsgeschichtlichen Fragestellungen aus der Perspektive der Untertanen heraus scheitert an den eher seltener �berlieferten Selbstzeugnissen, Biographien, Tageb�chern, Briefen. Bei Letzteren handelt es sich in aller Regel ohnehin um aus amtlichen Gr�nden �berlieferte Korrespondenz; diese Provenienz gilt es zu ber�cksichtigen. Das Forschungsdefizit tritt noch deutlicher in Bezug auf die Auswertung von nicht-intendierten, gerichtlichen Akten �ber Personen zutage, aber auch hinsichtlich serieller Quellen wie der Kanonischen Visitationen, die die Chance einer Sicht der Longue dur�e bieten. In diesem grunds�tzlichen Dilemma befindet sich die Forschung hinsichtlich des Bem�hens, einen Zugang zu den allt�glichen Lebenswelten und sozialen Interaktionsr�umen der Untertanen im 18. und fr�hen 19. Jahrhundert zu finden.

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Tag : Geschichte
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