Es begann in Temeswar

Ein Pastor muckt auf

Von Thomas Schmid

Die Wende in Rum�nien spielte sich in schwindelerregendem Tempo ab - und sie hinterlie�, anders als in den �brigen Staaten des Ostblocks, viele Tote. Nur eine Woche, bevor Dinescu seine Rede hielt, war in Temesvar das Startsignal gefallen. In der zweitgr��ten Stadt Rum�niens, dem Hauptort des Banats, gibt es eine kleine deutsche Minderheit, der auch die Nobelpreistr�gerin Herta M�ller entstammt, und eine etwas gr��ere ungarische Volksgruppe. Der Ungarisch-Reformierten Kirche von Temesvar stand 1989 ein recht aufm�pfiger Pastor vor: Laszlo T�kes. In seinen Predigten kritisierte er die Missst�nde und die Diskriminierung der ungarischen Minderheit. Vor allem aber prangerte er die sogenannte Systematisierung an, die Ceausescu 1988 verk�ndet hatte. Der Begriff stand f�r das barbarische Projekt des Conducators, �ber 7000 D�rfer einzuebnen und deren Bev�lkerung in 500 agro-industriellen Zentren zusammenzufassen.

Im M�rz 1989 wird T�kes zu seinem Vorgesetzten bestellt, zu Laszlo Papp, dem regimetreuen Bischof von Oradea. Der k�ndigt ihm die Versetzung nach Mineu, einen kleinen Ort in Siebenb�rgen, an und h�ndigt ihm die Entlassungsurkunde aus. Der Pastor wird schriftlich aufgefordert, seine Wohnung bis Freitag, den 15. Dezember, zu r�umen. Am Sonntag zuvor spricht T�kes von der Kanzel zu seiner Gemeinde: "Liebe Br�der und Schwestern in Christus. Mir wurde befohlen, das Haus zu r�umen. Da ich die Aufforderung nicht akzeptiere, werde ich mit Gewalt aus eurer Mitte entfernt werden. Bitte seid am kommenden Freitag als Zeugen zur Stelle, seid friedfertig, aber seid Zeugen!"

Frankfurter Rundschau
Tag : Geschichte
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